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Bruno Cassirer (sundry articles and information)
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| Article on Bruno Cassirer in MaekrischeAllgemeine.de by Marlies Schnaibel
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| In the following article note the joke by Alfred Döblin who wrote “He’s busy with fine art trade and publishing, alleviated by horse breeding.” [*Expat 4 Mar 2006]
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| 14 .02.2006 / Havelland Mit Glücksstern und Pech
Bruno Cassirer und sein Leben zwischen Berlin und Damsbrück
Teil 1 von 2
MARLIES SCHNAIBEL
FALKENSEE “Er treibt Verlag und Kunsthandel, gemildert durch Pferdezucht”, schrieb Alfred Döblin über Bruno Cassirer. Auch andere wussten von der ungewöhnlichen Interessenlage des kunstsinnigen Mannes zu berichten. “Ein wahrer Diomedes bist Du, nachgeboren/Du fütterst Deine Pferde mit Autoren/Mit mir - gerecht zu sein - war’s freilich umgekehrt./Mir opfertest Du fast ein - halbes - Pferd.” Christian Morgenstern hatte die Zeilen zu einem freundlichen Epigramm gefügt. Seine Galgenlieder hatten beim Verleger Bruno Cassirer das Licht der Literaturwelt erblickt.
Bruno Cassirer war ein beachtenswerter Mann. 1872 in Breslau geboren, wächst er in Berlin auf. Er stammt aus einer reichen jüdischen Familie. In Berlin und München studiert er Kunstgeschichte. 1898 eröffnet er mit seinem Cousin Paul Cassirer in der Hauptstadt eine Galerie und Verlagsbuchhandlung. Im gleichen Jahr werden die Cassirers zu Sekretären der neu gegründeten Künstlervereinigung Berliner Secession berufen. Sie holen die französischen Impressionisten an die Spree. Ihren Kunstsalon lassen sie durch Henry van de Velde einrichten, der Poet Rainer Maria Rilke schwärmt von dem Ort.
1899 kauft Bruno Cassirer die Stute Nuscha B., sein erstes Traberpferd.
1901 trennen sich die Geschäfte von Paul und Bruno Cassirer, beide lieben offensichtlich dieselbe Frau. Paul führt den Kunsthandel, Bruno die Verlagsgeschäfte weiter. Wichtige Bücher der Museumsdirektoren Wilhelm Bode, Hugo von Tschudi und Alfred Lichtwark kommen heraus, die Zeitschrift “Kunst und Künstler” wird zum Sammelbecken für die neue Kunst, Bücher von Christian Morgenstern, Frank Wedekind und Robert Walser erscheinen, Gorki- und Tolstoi-Werke werden verlegt, von Max Slevogt illustrierte Ausgaben sorgen für Aufsehen.
Teil 2 von 2
Am 14. Mai 1909 wird die Bahn Ruhleben mit dem Deutschen Traber-Derby eröffnet, Robert Großmann gewinnt mit dem Hengst “Glücksstern” aus dem Stall Klausner. Pferde aus diesem Stall hatten bereits einige Rennen für sich entscheiden können. Besitzer dieses Stalls ist Bruno Cassirer. Die Erfolge auf der Rennbahn lassen ihn zu mehr als nur einem stillen Besitzer und gelegentlichen Zuschauer werden. Er will eine eigene Zucht aufstellen, sucht ein geeignetes Terrain vor den Toren der Stadt und findet es zwischen Falkenhagen und Schönwalde. Seinem Gestüt gibt er den Namen der nahen Försterei: Damsbrück.
Das war 1910. Della Bell ist die erste Stute, die hier aufgestellt wird, sie bringt den Fuchshengst Morgenwind zur Welt, der bereits 1914 im Deutschen Traber-Derby siegt. Cassirer hat Erfolg mit seinem Gestüt. Von 1910 bis 1930 gewinnen in Damsbrück gezüchtete Traber 57 Zuchtrennen. Die Namen der Gewinnerpferde ist lang: Fidelio, Morgenwind, Paprika, Leo, Pech, Guy Bacon, Walter Dear . . .
Ende 1930 verlagert Cassirer jedoch sein gesamtes Gestüt nach Lindenhof bei Templin. Mehrere Pferde leiden an der Mondblindheit, das Augenleiden wird auf die all zu feuchten Wiesen zurückgeführt. 20 Mutterstuten, zwölf Jährlinge und der Deckhengst Colonel Bosworth ziehen Anfang 1931 von Falkensee in die Uckermark. Den Erfolgsnamen “Gestüt Damsbrück” behält Cassirer bei. Jedoch bleibt ihm nur noch wenig Zeit für erfolgreiche Zucht und Rennen.
Am 12. Dezember 1932 feiert Bruno Cassirer seinen 60. Geburtstag. Er ist längst ein geachteter Mann im Trabersport - er hatte die Rennbahn Marienfelde mit seinem Privatvermögen vor dem Ruin gerettet, er hatte durch amerikanischen Import die deutsche Traberzucht konkurrenzfähig gemacht, er hat hohe Ämter inne: führt den Trabrennvereins Mariendorf, ist Vorstandsmitglied im Traberbesitzerverein und im Züchterverein, Vorsitzender der Obersten Behörde für Traberzucht (OBT). Während Naziblätter wiederholt gegen den Juden in verantwortlicher Position anschreiben, stellt sich der OBT mit einem Vertrauensvotum hinter Cassirer. Nach dem 1. Mai 1933 ist davon nichts mehr übrig geblieben. Im Juli muss Cassirer seinen Vorsitz im Züchterverein niederlegen, bald darf er die Rennbahn nicht mehr betreten, 1935 muss er sein Gestüt verkaufen. 1936 wird der Verleger aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, ein Buch von Karel Capek ist das letzte, das in seinem Verlag erscheint. 1938 emigriert Bruno Cassirer nach Oxford. Hier stirbt er am 20. Oktober 1941 an Herzversagen.
Der Name Damsbrück hat in Traberkreisen immer noch einen guten Namen. Und wenn die Falkenseer mal wieder einen Straßennamen suchen, dann können sie sich an Bruno Cassirer erinnern. Im Heimatmuseum sind einige Materialien zu dem Mann, der Bücher, Bilder und Pferde liebte, zu finden.
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